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Was lässt sich besser recyceln: Aluminium- oder Plastiktuben? Sind Deo-Roller mit Glas-Kunststoff-Verpackung und Joghurtbecher mit Aludeckel wiederverwertbar? Was belastet die Umwelt stärker: Waschmittel aus Karton oder Plastikbeutel? Immer häufiger erreichen die Stiftung Warentest solche Fragen. Wir nehmen das zum Anlass, die Nachhaltigkeit von Verpackungen stärker zu bewerten.
Von neu zu alt zu neu – je geschlossener Stoffkreisläufe sind, desto weniger Naturrohstoffe wie Quarzsand für Glas, Erdöl für Kunststoff oder Holz für Papier müssen her. Recycling ist ökologisch sinnvoll und inzwischen auch Pflicht: Seit 2019 schreibt das Verpackungsgesetz vor, Verpackungsmüll größtenteils zu neuen Dingen zu verarbeiten. Bis 2022 soll zum Beispiel die Quote für Kunststoffverpackungen von zuletzt 47 auf 63 Prozent steigen. Dann landet weniger in den Verbrennungsanlagen.
Die Recyclingfähigkeit ist nur einer von vielen Aspekten in der Ökobilanz einer Verpackung. Eine große Rolle spielt etwa der CO2-Ausstoß bei Rohstoffgewinnung, Herstellung, Transport, Recycling. Diese Faktoren können wir aber nicht an der Verpackung ermitteln. Die Daten kennen nur die Hersteller.
Was wir schon seit Jahren machen: Wir werten Produkte mit zu üppiger Verpackung ab. Vor allem Kosmetika fallen da öfter negativ auf.
Für die neue Prüfung beauftragt die Stiftung Warentest unabhängige Institute, die auf Verpackungen spezialisiert sind. Sie begutachten die Recyclingfähigkeit. Dafür ermitteln sie, ob sich Verpackungen einem Erfassungssystem wie dem gelben Sack zuordnen lassen, ob sie in den Sortieranlagen etwa durch Infrarot-Scanner oder mechanisch getrennt werden und in die Verwertung gehen können. Zudem analysieren Labore die Materialien und ihren Anteil an einer Packung und prüfen, ob Störstoffe vorhanden sind.
Basis der Bewertung ist ein festgelegter Mindeststandard, den die Zentrale Stelle Verpackungsregister jährlich aktualisiert.
Allen Materialien voran Glas. Es kann nahezu unendlich oft eingeschmolzen und neu verarbeitet werden. Das spart neben Rohstoffen etwa 10 Prozent Energie. Störendes lässt sich bei Glas gut entfernen: Nach dem Schreddern werden Papiere von den Scherben abgerieben, Kunststoff- und Metallteile abgetrennt. Letztere lassen sich recyceln.
Auch altes Weißblech und Aluminium kann häufig aufbereitet werden – genauso Pappe, Papier, Karton. Alles, was aus nur einem Material besteht, hat generell bessere Aussicht auf weitere Lebenszyklen.
Umso bemerkenswerter, dass aus zwei Drittel der beschichteten Getränkekartons etliche Rohstoffe wie Pappe und Aluminium zurückgewonnen werden können.
Material-Mixe sind schwierig zu recyceln. Papier mit Wachs- und Paraffinschichten zum Beispiel gar nicht. Schrumpffolien aus Polystyrol über PET-Flaschen auch nicht. Null recyclingfähig sind rußgefärbte, dunkle Verpackungen: Die Scanner der Sortieranlagen erkennen sie nicht – und können sie nicht in den richtigen Recyclingkanal befördern. Auch bestimmte Farben, zu große Etiketten und Beschichtungen erschweren das Wiederaufbereiten. Wasserunlösliche Kleber können es torpedieren.
Als problematisch gelten Materialkombinationen wie ein nicht vorgetrennter Joghurtbecher mit Kartonmantel und Aludeckel. Das Ganze wandert etwa in den Kanal für Aluminium, wo das Metall verwertet wird – Kunststoff und Pappe aber nicht.
Im Idealfall wird aus gängigen Verpackungskunststoffen eines Tages Granulat für neue Kunststoffe. Das setzt aber voraus, dass Anlagen die Kunststoffsorten sortieren können, also
In den Anlagen landen auch zunehmend biobasierte Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais. Sie lassen sich nur recyceln, wenn sie die Struktur bekannter Kunststoffe haben – wie üblicherweise PET-Flaschen, auf denen ein Biokunststoff-Anteil versprochen wird.
Das ist leicht möglich bei ausrangierten Gläsern oder PET-Einwegflaschen, die sortenrein gesammelt wurden. Aber hochwertiges Verpackungsmaterial büßt bei der Aufbereitung oft an Qualität ein. Das nennt sich Downcycling. Da wird eine Kunststofftube zum Abflussrohr, eine Teeschachtel zum Möbelkarton. Als Lebensmittelverpackung kommen viele Recyclate nicht infrage, weil sie die Hygiene- und Schadstoffvorgaben nicht erfüllen.
Verbraucherinnen und Verbraucher bringen Recyclingprozesse überhaupt erst auf den Weg, indem sie Verpackungsmüll richtig trennen. Anbieter von Produkten können ihnen helfen: durch nachvollziehbare Entsorgungshinweise auf der Packung.
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Liebes Test-Team, auch ich möchte mich für die stärkere Berücksichtigung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen in Zukunft ganz herzlich bedanken! Hier außerdem noch ein Tipp für andere Leser: der "Einkaufsguide Verpackungen" der Stadtreinigung Hamburg zeigt sehr anschaulich, welche Verpackungsmaterialien unter welchen Umständen recycelt werden können. Die Zuordnung zu den Abfalltonnen beziehen sich zwar auf hamburger Verhältnisse, aber das muss man ja nicht beachten. Durch die Bilder und die Ampel-Kennzeichnung wird jedenfalls auf einen Blick deutlich, wie eine Verpackungsart einzuschätzen ist. Hier die Online-Version: https://www.stadtreinigung.hamburg/einkaufsguide/#20 Hier als PDF zum Download: https://www.stadtreinigung.hamburg/einkaufsguide/epaper/ausgabe.pdf
Kommentar vom Autor gelöscht.
@ndrsBr: Es kann sinnvoll sein, den Deckel eines Getränkekartons vor dem Entsorgen wieder aufzuschrauben. Wenn die Packung in der Recyclinganlage in ihre Bestandteile vereinzelt wird, dann wandert der Deckel in den Kanal für die Kunststoff-Fraktionen. (ib/cr)
Liebes test-Team, vielen Dank für die künftige verstärkte Berücksichtigung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen! Beim Lesen des zugehörigen Beitrags auf Seite 22/23 des neuesten Heftes ist mir der Bildtext "Kunststoff. Deckel und Flasche aus unterschiedlichem Material sollten zusammengeschraubt in den gelben Sack. Recyclinganlagen sortieren oft nur große Teile, Kleinteiliges fliegt raus" aufgefallen. Meine Frage: Gilt dies nur für Flaschen aus Kunststoff oder auch für die Deckel von Verbund-Getränkekartons? (Der bekannteste Hersteller schreibt: "Drücken Sie den Trinkhalm zurück in die Packung oder bringen Sie die Verschlusskappe wieder an, bevor Sie Ihren Getränkekarton entsorgen!" Von anderer Seite habe ich jedoch den Rat gehört, den Deckel getrennt in den Gelben Sack zu werfen.)
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